Dieses war meine erste Dudelsack - Begegnung. Auf dem Schottland - Urlaub 1974 bekam ich von David Burleigh ein set geliehen zum Üben und bestellte eines, was ich dann auf dem Rückweg mitnehmen
konnte. Ich habe es schnell gelernt zu spielen und es im Deutschfolk - Duo "Tom Kannmacher und Jürgen Schöntges" oft eingesetzt , wie man auf den alten Tonträgern dieses Duos hören kann. Ich habe
es auch als Quasi - Musette in den frühen 80ern in Konzerten und einer Platteneinspielung mit Liedern von Oswald von Wolkenstein mit Konrad Junghänel und Helmut Jochims eingesetzt. Ich spiele
heute noch ein sehr hübsches set von Colin Ross, wenn der Konzert - Kontext es erfordert. Im Zusammenhang mit meiner Beschäftigung mit der Interpretation deutscher trad. Lieder und Tänze
rückt das Instrument wieder in den Fokus, ist es doch eine moderne überlebende Variante von Hümmelchen, Duday & Co.
Die Geige habe ich schon als Kind konservativ - klassisch gelernt, aber zugunsten der Gitarre 1965 nicht mehr klassich - systematisch weitergelernt. Im Studium habe ich sie als Pflichtfach "für den Schein" wieder hervorgekramt, aber erst 1990 rum, als eine Fiddlerin von der Gruppe "Rolling Wave" wegging, habe ich die Lücke gefüllt und systematisch die Irish - Fiddle - Techniken eingeübt. Jetzt unterrichte ich sie für Einsteiger und spiele sie im Sinne einzelner Arrangements, aber ich habe nicht die Zeit, mich zu einem vollwertigen Fiddler mit großem Repertoire und spontan abrufbarer Supertechnik zu entwickeln.
Als Mischform von Gitarre und Geige habe ich die Mandoline quasi nebenher mitgenommen.
Immer mal wieder nehme ich sie zur Brust und übe sie dann für ein paar Wochen lang recht konsequent, denn ihr Klang und ihre reine archaische Stilistik ziehen mich in ihren Bann. Ich habe mir 1974 ein solches Instrument aus Norwegen mitgebracht und habe ein begrenztes Repertoire an slaatter, die ich immer wieder auffrische. Darunter fallen auch die berühmten Griegslattene nach Halvorsen. Bühnenmäßig habe ich sie nur vereinzelt in der Deutschfolk - Ära und im Zusammenhang mit dem Oswalsd - von Wolkenstein - Projekt einsetzen können. Jetzt habe ich die trad. deutsche Tanzmusik der Sammlung Dahlhoff aus dem 18. Jhd. für sie entdeckt. Diese Melodien hören sich an, als wären sie mit den Hanse - Schiffen nach Bergen ausgewandert und hätten manche lokale Melodie beeinflusst. Oder sie sind dort heimisch geworden ?
Jedenfalls gewinnen die alten westfälischen Tänze mit den feinen Verzierungen und Bogenphrasierungen der Norweger enorm an Vitalität und Ausdruckskraft.
Hätte ich es nicht per Annonce für 50 Euro gekauft, dann wäre es für mich immer noch das konsequent klassische Instrument mit dem wunderbaren Ton, für das man täglich Stunden üben muß, um halbwegs rein darauf zu spielen. Jetzt, wo ich eines besitze, übe ich es autodidaktisch und unregelmäßig, und dennoch kann ich meinen Part an Baßmelodik und Mini - Schlagbaß etwa im Reel Bach Consot effektiv einsetzen. Wenn mein Sohn Jens auf Besuch kommt, bereite ich Barocksonaten vor, und wir machen behagliche, altmodische Hausmusik mit Cello und Klavier.
Ich habe 1984 die Irish Flute begonnen zu spielen, weil ich den Klang liebe, und eigentlich nur den Ansatz geübt, wenn mal ein Schüler vom Unterricht fernblieb. So kann ich die wesentlichen Techniken bereitstellen und im elementaren Rahmen auch im Unterricht die Einsteiger anregen.
Die tin whistle fiel als Nebenprodukt des flute - fingering und des pipes - repertoires quasi mit als Nebenprodukt ab.
Neuerdings übe ich die Flute systematisch und übertrage mein gesamtes pipes - Repertoire auf sie.
Nachdem ich meine ersten kruden Gitarren gebaut hatte, wurde ich 1969 von Konny Kaufmann, (heute nobelpreisverdächtiger Biophysiker in Stockholm), dem ersten Menschen, den ich mit einer Drehleier in der Hand sah, angeregt, mir aus einer mißglückten Gitarre ein solches Instrument zu bauen. Ich habe sie dann in ihrer traditionellen Form auf den frühen französischen Folk - Festivals (Malataverne, Vesdun, Lambesc, Montsalvy) kennengelernt und die elementaren Techniken von René Zosso gelernt. Allerdings habe ich eigenen Techniken entwickelt, die die Bewegungsabläufe effektiver für die Spieltechnik machen. Ich habe sie dann, zeitgleich mit Hansi Metsch, in die Folk - Szene eingeführt, und so bin ich die ganzen Deutsch - Folk - Jahre 1972 - 1979 mit der Drehleier assoziiert worden. Zunächst habe ich sie als Liedbegleitinstrument eingesetzt, später die französischen und zuletzt irische tunes gespielt, die ich mir nach Art der noch nicht beherrschten Uilleann Pipes arrangiert habe. Im Carolan - Duo habe ich noch mit Vergnügen die Carolan - Sachen gespielt. Seitdem ich mit den Uilleann Pipes mein Ausdrucksspektrum gefunden habe, sind mir die expressiven Grenzen der Leier gegenwärtig, und ich spiele sie kaum noch. Aber die Techniken aus der Zeit der 70er sind alle noch da und entsprechen der Tradition der ländlichen Leierkultur, angereichert durch einige persönliche Erweiterungen.
Auch das Banjo habe ich in Frankreich in den frühen 70ern erstmalig richtig gespielt gehört und gesehen. In den Händen von Derroll Adams hat es mir am besten gefallen, weil in dieser Old - Time - Spielweise Melodie und Begeleitung gleichwertig integriert sind. Ich habe es in der Deutsch - Folk - Zeit der Gitarre als Begleitinstrument vorgezogen - Gitarristen gab es schließlich genug, und Jürgen Schöntges spielte eine deftige Gitarre in unseren Arrangements. Seit ich mich der Irischen Musik zugewandt habe, spiele ich es nicht mehr systematisch; und es hat schon lange kein Schüler mehr nach Unterricht nachgefragt. Mir scheint, der Old Time - Style auf dem Banjo ist in Deutschland sowieso so gut wie unbekannt.
Dies sind weitere Entdeckungen aus den französischen Festivals der frühen 70er. Ich spiele sie nur noch sehr gelegentlich. Ich habe ein norwegisches Langleik von RUDI, ein Epinette des Vosges von Albert Balandier (signiert "Feullet Dorothée", der Werkstatt), eine Autoharp deutscher Machart ("Müller's Akkordzither") und einen selbstgebauten Appalacian Dulcimer.
Das Epinette setze ich wieder für deutsche Tänze und für der Begleitung deutscher Lieder ein.
Klangbeispiel https://www.youtube.com/watch?v=PcWSpHmtGlQ
Als Autoharp besitze ich eine "Thierfeld`s Accordzither" mit nur 6 Akkorden von um 1900, und sie erzählt, dass sie ein doch sehr deutsches traditionelles Instrument ist: So einfach wie möglich zu spielen, um die abgesetzten Stückzahlen hoch zu bekommen. Erst die Appalachians lehren einen, wie man aufregende Musik damit hinbekommt, und dann ist sie so schwer wie alles andere. Wie auf meinen alten Vinylplatten zu hören.
Die Löffel zu schlagen habe ich den Musikern auf den französischen Festivals abgeschaut. Das Maultrommelspiel lernte ich von John Wright , einem englischen Fiddler, der auch musikwissenschaftlich arbeitet und den walisischen Crwth wiederbelebt hat. Bodhrán lernte ich backstage während des Folk Festivals in Lennestadt 1975 von keinem Geringeren als Donal Lunny von "Planxty". Über die elementarsten patterns bin ich aber mangels tieferen Interesses nie hinausgekommen, und die wunderbaren vielfältigen Techniken auf den modernen Instrumenten genieße ich nur passiv und mit Ehrfurcht.
Ich singe, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Den Mut dazu bekam ich 1965 mit der Musik aus dem 6 - Transistor - Radio (nur Mittelwelle): Dylan, Donovan, Beatles, Stones. Ich schwankte hin und her zwischen Folk und Beat. Es ging zu wie bei den Anthroposophen mit den Epochen: 4 Wochen voll die Stones, 4 Wochen Peter, Paul and Mary. Tonträger von John Mayall brachten mir 1969 den Blues nahe, und ich sang ihn mit Gitarrenbegleitung. 1972 entdeckte ich, daß es in Büchern alte deutsche Volkslieder gibt, die fast Übersetzungen von Bluestexten sein konnten. Die Konzerte mit diesem Stoff traten eine ganze Bewegung los, den "Deutschfolk", an dessen Popularisierung auch Hannes Wader, Fiedel Michel, Elster Silberflug und Hansi Metsch beteiligt waren und die bis 1980 anhielt. Die Stimmbildungsstunden auf der Musikhochschule ab 1975 haben keinen Belcanto bei mir hinterlassen. Ich ahne, wie wichtig korrekte Atem - und Stütztechniken sind, aber ich bin im wesentlichen ein unperfektes Naturtalent geblieben. Ich habe von 80 an nur noch in den Musikschulbands die deutschen Lieder und anderes Liedgut im Folk - Genre gesungen. Im Rahmen meiner Workshops im SKSK für irischsprachige Lieder habe ich in das unendliche Feld des sean-nós - Gesangs hineingeschnuppert.